Bey den Mühren 30 - Ferdinand Beneke - Die Edition

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Bey den Mühren 30
"12. Sonnabend. Morgens, wie gewöhnlich. Vormittags auf die Häuser Jagd: das Redlichsche im HerrenGraben (NB. AugenMalheur, das hübsche gefällige Mädchen, Mll. R. Rep. mem.) – das Amberg Eggelingsche Neuen Wall. (NB. die alte Sieveking.) – Etcetera. – Mittags bey Schuchmachers. Gewöhnliche Gesellschaft. Von da zu dem ZollBedienten Sandberg auf den Mühren, auf deßen ebendaselbst belegnes Haus ich stark spekulire. Es giebt nichts Wünschenswürdigeres von Wohnung für mich, als dieses scharmante Haus. Recht niedliche elegante Einrichtung, viel Licht, u. freye Luft, und die angenehmste Lage am Kanal zeichnen es (mir) aus. Leider ist es erst Martini 1804 zu haben. Und dennoch muß ich es haben. Präliminarien darüber. S. ist ein hübscher Mann; er ist prächtig eingerichtet, ein Fürst würde so wohnen mögen; woher hat „der ZollKnecht“ das? Vielleicht durch Erbschaft? – Die Frau sieht grade so aus, als eine Erbs.Urkunde, denn sie ist häßlich, u. katzenartig; ich habe sie schon durch Freundlichkeit bestochen; verdamtes Opfer, aber das Haus muß ich haben! –"

(Tagebuch: 12. März 1803)
17. Donnerstag. Die Greuel des Umziehens erreichten heute den höchsten Gipfel, folglich auch den Zweig, auf welchem ich sitze (ErwerbZweig, Grüner Zweig, StudirStube) Rasender Lärm in allen Etagen. Dazu viel Besuche. Auch Rambach kam. Am Ende lief ich davon, nahm ein Schiff, u. ließ mich nach SchlabenHof rudern, wo ich mich heute Mittag mit Kellinghusen, Dachenhausen, u. ihren Frauen appointirt hatte. Sie waren schon da. Wir aßen zu Mittag, lustwandelten, u. waren witzig u. frölich.
Des Majors Gesells: hat viel Anziehendes für mich, und seine Friderike entrirte mit der artigsten Schalkhaftigkeit in die tollsten Späße, zu denen wir andern uns, Gottweiß, wodurch, erregt fühlten. Die Zeit flog schnell vorüber. Um 8. war ich schon wieder zu Hause, aber nicht mehr im alten, sondern im neuen Hause, No. 30. Mühren, dem lange ersehnten. Es war aber noch an meiner Schwester erstem Schöpfungs Tage, erst die Elemente waren da, das Andre noch in rohen Maßen. Mitten im Chaos aber standen meine Zimmer schon fix, und fertig, aufgeschmückt, u. en regle. Wie ein ächter Wutz legte ich die letzte Hand an, schob hie, u. da einen Stuhl, versetzte einen Tisch oder meisterte sonst etwas, biß alles gerecht war. Nun ist die Werkstette aber auch wieder im Gange. Abends waren wir alle bey Kramers, weil es uns selbst noch an Allem fehlte. Um 11. zu Hause, u. sehr müde zu Bette.

(Tagebuch: 17. Mai 1804)
22. Donnerstag. Morgens, wie gewöhnlich.
Vor Tische aus. Ein paar Häuser besehen. Aus Mangel an Raum zu unsrer künftigen Einrichtung (und für unsre guten Kinder) müßen wir wahrscheinlich unser niedliches Haus abandonniren. Ich besah heute eins auf dem Holländischen Brok, welches den günstigsten Eindruck auf mich machte. Aber es ist noch manches Aber dabey. Vom Holl. Brok wußte ich längst viel Gutes. Man kann in ganz Hamburg, den Jungfernstieg inclus. nirgends angenehmer wohnen, als hinten heraus am Holl. Brok.

(Tagebuch: 22. Januar 1807)
27. Dingstag M. w. g. Hernach mit Carolinen, Mutter, und Schwester das Haus am Holländischen Brok besehen. Es gefällt Allen. Nur besorge ich, vereitelt der hohe MiethePreis unsre Wünsche. Nachher ging ich noch mit Linchen eine Strecke auf dem StadtDeiche. Dann Mittag zu Hause. Linchen heute den ganzen glücklichen Tag bey uns. Abends waren Schützens, Rambachs, und Ikens bey uns. Auch kamen Briefe an 1) von Madam Eßlair aus Nürnberg, die noch immer im Geschmacke ihrer HeldenRollen zu seyn scheint. 2.) von Philipp von Scheffer aus Copenhagen; uns allen recht lieb.

(Tagebuch: 27. Januar 1807)
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